Vegetierst Du noch oder isst Du schon? Eine Gemüseplatte gibt Dir so richtig Kraft! Kartoffel, Karotte und Co. ernährten ganze Nationen und brachten Völker zum Wandern. Im Folgenden gibt es eine kleine Kulturgeschichte und eine Rezeptanregung.
Im „Sittengemälde“ gehört Gemüse zu den Armenspeisen
„Bête comme un chou“, sagt der Franzose. Das heißt „dumm wie ein Kohl“. „Und mine de manet ou d’endive“ – Rüben oder Chicorée-Gesicht. Wir Deutschen sagen: „grün hinter den Ohren sein“ für jemanden mit wenig Erfahrung.
Diese Redewendungen stammen aus der Zeit, als Gemüse noch als schnöde Beilage am Tellerrand dahin vegetierte. Der Adel ernährte sich hauptsächlich von Fleisch. Getreide und Feldfrüchte waren den Armen vorbehalten.
Jean de La Bruyère malt in seinem „Sittengemälde“ das Bild eines Bauern, „der sich abends in seine elende Hütte verkriecht, wo er sich von schwarzem Brot, Wasser und Wurzeln ernährt“.
Evelyne Bloch-Danos Geschichte des Geschmacks
Evelyne Bloch-Dano schrieb ein ganzes Buch über die Kulturgeschichte des Gemüses. Die Autorin erblickte in „Neuilly sur Seine“ das Licht der Welt, wuchs in Paris auf und war als Professorin für Literaturwissenschaft an verschiedenen Universitäten tätig. In den Jahren 2006 bis 2007 leitete sie das Seminar „Geschichte des Geschmacks“ an der von Michel Onfray gegründeten „Université populaire du goût d’Argentan“.
Sie fasst die Rolle des Gemüses sehr empatisch in ihrem Buch „Die Sehnsucht im Herzen der Artischocke“ (erschienen 2013) zusammen:
Gemüse „wird geboren, lebt und stirbt, und verkörpert womöglich, seit Anbeginn der Zeiten, auf seine bescheidene, unauffällige Art die fruchtbarste Begegnung der Natur mit der Kultur“.
Von Völkerwanderungen und Hungersnöten
Bei einem Blick in die Anfänge unserer Zivilisation wird so deutlich, wie eng Schicksale von Völkern mit Gemüse verwachsen sind.
Lange seien Landschaft, Klima und Ressourcen bestimmend für eine Gesellschaft gewesen, so Evelyne Bloch-Dano. Ändere sich zum Beispiel das Klima, konnte eine Hungersnot ausgelöst werden.
Diese konnte ganze Völker in Bewegung setzen und führte unter anderem zum Untergang des Römischen Reiches.
Surreale Gemüsegärten im zerbombten Berlin
Aber Gemüse steht auch für den Neuanfang, den „Triumph der Frische über das Verrottete“, wie die Autorin weiter schreibt.
Sie erzählt von den Trümmerfrauen im Berlin des Jahres 1945. Nach Kriegsende litt das Volk Hunger. In ihrer Not legten die Frauen Gärten in ausgebombten Häusern und einstigen Wohnzimmern an.
Dagegen stehen wir heute vor immergrünen Gemüseregalen im Supermarkt. Tomaten, Salat, Aubergine und Radieschen lachen uns so das ganze Jahr hindurch an. Jeder Konsument entscheidet, ob er seinem Geschmack folgt oder sich auf das Gemüse der Saison beschränkt.
Rezeptanregung für eine Gemüseplatte
Mein Rezept ist heute eher eine Anregung als ein starres Gerüst für eine Gemüseplatte. Nimm dazu einfach das Gemüse, das Du gern magst.
Zur Gemüseplatte passt Fleisch, aber auch ein Stück Brot. Wir hatten uns für Rinderfilet entschieden, aber ich wäre auch gut und gerne nur vom Gemüse richtig satt geworden.
Damit wünsche ich Dir viel Inspiration beim Kochen.
Bon appétit!
Juliane
- 12 Mini-Karotten mit Blattgrün
- 12 Frühlingszwiebeln mit Grün
- etwa 100 g Zuckerschoten
- etwa 100 g grüne Bohnen
- 1 Staudensellerie-Herz
- 12 grüne Spargel
- 100 g Pfifferlinge
- 100 g Erbsen
- 1 Schalotte
- 150 g Butter
- Zucker
- Salz
- Pfeffer aus der Mühle
- Petersilie zum Garnieren
- Die Karotten säubern, schälen - dabei etwa drei Zentimeter Blattgrün dran lassen. Ebenso mit den Frühlingszwiebeln verfahren.
- Die Zuckerschoten und die Bohnen putzen und waschen.
- Das Sellerie-Herz so klein schneiden, dass es etwa die gleiche Größe wie die Karotten bekommt.
- Die Pfifferlinge putzen.
- Den Spargel schälen.
- Die Schalotte schälen und würfeln.
- Alles bereitstellen.
- Die Kunst ist nun, alles möglichst getrennt und mit Augenmaß zuzubereiten. Das erfordert etwas Aufwand, der sich aber lohnt. Auf dem Teller hat dann alles den perfekten Biss.
- Die Schalotte zunächst in Butter andünsten und für später zur Seite stellen.
- Unterdessen Butter in einem Topf zerlassen. Die Karotten hineinlegen und mit je einer Prise Salz und Zucker bestreuen. Alles leicht anbraten. Danach die Karotten mit Wasser bedecken und glasieren. Wenn sie gar sind (mit einer Gabel einstechen und prüfen), sollte das Wasser vollständig verdampft sein.
- Die Frühlingszwiebeln und den Sellerie entweder mit dazu legen oder getrennt von einander in gleicher Form wie die Karotten zubereiten. Dabei alles immer gut beobachten, um den Garzeitpunkt des einzelnen Gemüses richtig abzupassen.
- Erbsen, Spargel, Zuckerschoten und Bohnen getrennt voneinander in Salzwasser kochen. Danach in Eiswasser abschrecken, damit das Gemüse seine Farbe behält. Alles abtropfen lassen.
- In einer weiteren Pfanne ein wenig Butter zerlassen. Darin die Pfifferlinge schwenken – nicht länger als eine Minute. Nun die bereits gedünstete Schalotte hinzufügen, alles würzen und etwa eine weitere Minute schwenken.
- Nun alles auf einem Teller anrichten. Glatte Petersilie grob hacken und als Garnitur über das Gemüse geben.
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